Für mich ist das Konzept „Tamazight“ eine Form von Selbstbestimmung. Ich verknüpfe nicht nur die gleichnamige Sprache damit, sondern mehr eine Fülle von Ausdrucksweisen, die ich für mich selbstbestimmt aussuche und auswähle: In Form von Gedichten, Gerüchen, Gesang, Farben, Sprichwörtern, Gefühlen und Wörtern.
In erster Linie mein Vater. Für mich hat er einen unmittelbaren Zugang zu Tmazight-ness (seinem Konzept und Erleben von Tamazight) gehabt und dieses Wissen und den Zugang an uns Kinder weitergegeben. Ein sehr empowerndes Verständnis erlangte ich durch die Sprachwissenschaft. Die Linguisten wie Mohand Tilmatine, Maarten Kossmann, Khalid Mourigh und die Linguistin Mena Lefkoui inspirierten mich in meiner Entwicklung und meinem Prozess sehr. Ihre Bücher offenbarten mir einen anderen Zugang zu meinem „Tamazight“.
Ich wünsche mir im deutschsprachigen Raum ein Wörterbuch für masirische Sprachen ins Deutsche und vice versa. Betrachtet man die übermäßig hohe Einwanderungsrate von Tarifitsprechenden aus Marokko, bietet sich Tarifit als Anfangssprache sehr gut an. Ich wünsche mir aber auch eine Dekolonialisierung in den Köpfen derer, die das Masirische als eine „unterlegenere“ Sprache verstehen. Im Vergleich zum Arabischen oder zu europäischen Sprachen wird dem Masirischen oftmals eine untergeordnete Position zugeschrieben.