Dr. Mohand
Tilmatine

Tamazight

Bedeutung, Einfluss und Zukunftswünsche

Was verbindest du mit dem Begriff Tamazight?

Sprache, Mutter, kulturelle Authentizität und Verdrängung am Rand der Geschichte und des kollektiven Gedächtnisses. 

Wer oder was war dein Zugang zu Tamazight für dich?

Ist schwer, es gibt viele Aspekte, aber ich könnte vielleicht zwei Momente erwähnen. Erstens als Kind in Algier. Damals, als ich mich geschämt habe, weil meine Mutter, die kein Arabisch konnte, in Gegenwart meiner Kumpels oder Bekannten auf Kabylisch sprechen musste. Das ist die eine Sache: dass man sich um seine Muttersprache schämen muss und versucht dies zu verstecken und zu verdrängen. Der zweite Moment, ist eben mit Frankfurt verbunden. Finales der 80iger, Anfang der 90iger als die Deutschen Behörden, sich Gedanken über die Schulschwierigkeiten der Kinder mit nordafrikanischem Migrationshintergrund machten und Kolloquien und Konferenzen dazu organisierten. Damals war, bei einer dieser Treffen, der Kulturattaché der marokkanischen Botschaft präsent. Ich kann mich noch an seinen Namen erinnern. Er protestierte vehement nach meinem Referat und wollte partout nicht Rifisch als Sprache bezeichnen. Als Argument hat er mir geantwortet: die Sprache habe keine Regeln: “ma ɛendha-c qawanin”. 

Was würdest du dir für die Entwicklung der masirischen Sprache(n) wünschen?

Was würde ich mir wünschen? Eine Normalisierung des Sprachgebrauches des Rifischen zu erreichen, und eines Tages sehen, wie alle ”normalen” Funktionen einer Sprache auch für Tarifit gelten: also, dass diese Sprache in jedem Bereich des Lebens Eingang findet und sich überall als natürliches Kommunikationsmittel durchsetzt. Schwierig? Sicher, zumal dies nur durch Einsatz ihrer Sprecher erfolgen kann. Denn, nicht zu vergessen: der Wert einer Sprache entspricht dem Wert, den du deiner Eigenen beimisst..